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[73] – Gemeinschafts- oder Einzelpraxis – welche Variante passt besser zu Dir?

Gemeinschafts- oder Einzelpraxis – welche Variante passt besser zu Dir?

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Egal, ob Du Dich gerade mit Deiner eigenen Niederlassung beschäftigst, bereits eine Praxis hast und über Veränderungen nachdenkst oder in einer Gemeinschaftspraxis als Mitgesellschafter mitwirkst: Irgendwann taucht die Frage auf, ob eine Gemeinschaftspraxis die bessere Wahl ist oder doch eine eigene Einzelpraxis. Im Folgenden möchte ich Dir einen Überblick über die wesentlichen Vor- und Nachteile geben und dabei ein paar konkrete Beispiele aus dem Praxisalltag schildern. 

Die Vorteile einer Gemeinschaftspraxis 

Aus wirtschaftlicher Sicht ist es oft sinnvoll, die teuren Praxisinvestitionen auf mehrere Schultern zu verteilen. Geräteanschaffungen, Miete, Einrichtung – all diese Posten lassen sich in einer Gemeinschaft mit den Partnern teilen. Auch die Verwaltungskosten werden im Vergleich zur Einzelpraxis für den Einzelnen geringer. 

Oft hörst Du als weiteres Argument, dass man in einer kollegialen Umgebung voneinander lernen und sich während Krankheits- oder Urlaubszeiten gegenseitig vertreten kann. Das stimmt grundsätzlich, hat aber weniger mit der formalen Gemeinschaftspraxis zu tun, sondern vielmehr damit, dass mehr als ein Behandler in derselben Praxis tätig sind. Eine ähnliche Situation könntest Du übrigens auch in einer Einzelpraxis schaffen, indem Du weitere Kolleginnen und Kollegen anstellst. 

Eine Ausnahme bilden richtig große, meist operative Gemeinschaftspraxen. Wenn Du direkt aus dem Krankenhaus kommst, ist dort oft schon alles eingespielt und Du kannst Dich in gewisser Weise wie in Deiner alten Klinik fühlen: Du kümmerst Dich in erster Linie um die Patienten, ohne Dich zu Beginn mit unternehmerischen Details zu belasten. Allerdings solltest Du in so einem Modell kein ausgeprägtes Unternehmertum haben – wer ständig Dinge verändern oder optimieren möchte, wird dort leicht an Grenzen stoßen. 

Die Nachteile einer Gemeinschaftspraxis 

Der größte Nachteil: Du kannst kaum etwas allein entscheiden und brauchst für alle wesentlichen Vorhaben einen Gesellschafterbeschluss. Das bedeutet: Kompromisse, Gespräche, eventuell lange Abstimmungswege – und nicht immer sind alle wirklich offen für Veränderungen. 

Du solltest bedenken, dass Menschen sich im Laufe der Zeit weiterentwickeln. Wenn Du beispielsweise mit einem langjährigen Kollegen aus Deiner Krankenhauszeit eine Gemeinschaftspraxis gründest, kann das anfangs traumhaft funktionieren. Doch sobald sich die privaten Lebensumstände ändern und vielleicht der gemeinsame Austausch abnimmt, merkt man oft, dass die Vorstellungen plötzlich in andere Richtungen gehen. 

 

Beispiel 1: Zwei Gründer, zwei Wege 

Zwei Ärzte übernehmen eine Gemeinschaftspraxis, die bislang von zwei älteren Kollegen geführt wurde, und starten hochmotiviert. Zunächst pendeln sie gemeinsam in die Stadt, in der sich die Praxis befindet, und können auf dem Weg dorthin alle wichtigen Fragen direkt besprechen. Doch dann zieht jeder in eigene Wohnungen um, der tägliche gemeinsame Weg entfällt, und einer der beiden findet eine neue Partnerin. 

Die Interessen verschieben sich, beide fühlen sich zunehmend missverstanden, und nach zwei Jahren hat einer das Gefühl, fast die gesamte Praxislast allein zu stemmen, während der andere sich nach mehr Freiraum sehnt. Diese Situation ist leider keine Seltenheit: Die Menschen verändern sich, die gemeinsame Vision kann darunter leiden – und Konflikte sind vorprogrammiert. 

 

Beispiel 2: Drei Gesellschafter, unterschiedliche Ziele 

Eine bereits etablierte orthopädische Gemeinschaftspraxis mit drei Gesellschaftern (alle um die 50) soll effizienter werden. Einer von ihnen sucht Hilfe und möchte die Praxisstrukturen von Grund auf optimieren. Die beiden anderen finden die Idee zwar interessant, möchten aber weder Zeit noch Geld investieren. 

Das führt zu Spannungen, die in einer Gemeinschaftspraxis schnell eskalieren können. Jeder blockiert den anderen, Gespräche laufen nur noch über Anwälte – und inzwischen würde der eine Gesellschafter am liebsten aussteigen und etwas Eigenes aufbauen. Aber seinen Sitz einfach so mitzunehmen oder einen fairen Verkaufspreis zu bekommen, ist kompliziert, weil jetzt sämtliche Parteien einverstanden sein müssten. Das Ergebnis: Manchmal lähmt sich das gesamte Team über viele Monate oder gar Jahre gegenseitig. 

 

Beispiel 3: Mehrgenerationen-Gemeinschaftspraxis 

Dieses Beispiel zeigt eine auf den ersten Blick gut laufende Praxis mit sechs Teilhabern: zwei neue Kollegen um die 40, zwei mittleren Alters um die 50 und zwei erfahrene um die 60. Um die anstehenden Personalwechsel bei den medizinischen Fachangestellten zu planen, ist ein durchdachtes Recruiting nötig. Ein junger Gesellschafter möchte dafür gerne in professionelle Unterstützung investieren, inklusive Employer Branding und neuen Kommunikationsmaßnahmen. 

Wie wir wissen, braucht jede solche Entscheidung in einer Gemeinschaftspraxis einen Beschluss. Doch weil die Idee nur in kleinerer Runde besprochen wurde und die beiden älteren Kollegen lieber alles beim Alten lassen möchten, liegt das Projekt seit Wochen brach. Der Leitsatz „Es läuft doch!“ zählt für sie mehr als Weiterentwicklung. 

 

Einzelpraxis: Die richtige Wahl für unternehmerische Typen? 

All diese Beispiele machen deutlich, dass eine Gemeinschaftspraxis zwar Kostenvorteile haben kann, Dich aber in Deinen unternehmerischen Freiheiten oft beschränkt. Wenn Du Dich lieber zurücklehnen und einfach nur Deine Patienten behandeln möchtest, kann eine Gemeinschaftspraxis das Richtige für Dich sein – vorausgesetzt, Du hast Freude an Kompromissen und bist bereit, Verantwortung in einem Team mit mehreren Chefs aufzuteilen. 

Doch wenn in Dir ein Unternehmergeist schlummert, der Ideen sofort anpacken, Prozesse optimieren und schnell Entscheidungen treffen will, kommst Du in einer Gemeinschaftspraxis leicht an Deine Grenzen. Dann wäre die Einzelpraxis womöglich besser geeignet, um Deine Pläne umzusetzen und Dein Team ganz nach Deinen Vorstellungen zusammenzustellen. 

Wichtig ist dabei zu verstehen: Eine Einzelpraxis bedeutet nicht zwangsläufig eine Ein-Behandler-Praxis. Du kannst weitere Ärztinnen und Ärzte anstellen und dennoch alleinige Inhaberin oder alleiniger Inhaber sein. Das hat den Vorteil, dass Du einerseits wirtschaftlich auf mehreren Schultern agieren kannst – wenn Du das möchtest – und andererseits die völlige Entscheidungsfreiheit behältst, weil Dir die Praxis allein gehört. 

 

Und was ist mit der Verantwortung? 

Natürlich kommt in einer Einzelpraxis die volle Verantwortung auch komplett bei Dir an. Aber das ist für viele gerade der attraktive Punkt daran: Du triffst Entscheidungen, Du kannst neue Ideen sofort umsetzen, und wenn etwas schiefläuft, kannst Du ohne große Abstimmungsprozesse reagieren. Die Verantwortung wächst – doch dafür bist Du unabhängig. 

Wenn Du hingegen merkst, dass Dich betriebswirtschaftliche Planungen oder Mitarbeiterführung eher stressen und Du ohnehin nur am liebsten behandeln willst, solltest Du Dir die Rolle als Angestellte/r vielleicht noch einmal genauer anschauen. Hier kannst Du bei Bedarf jederzeit kündigen und hast kaum Verpflichtungen – was in einer Gemeinschaftspraxis so nicht möglich ist. 

 

Was Du jetzt tun kannst 

Fühlst Du Dich mehr zum Unternehmer oder zur Unternehmerin berufen und spielst mit dem Gedanken, eine Einzelpraxis (bzw. Mehrbehandlerpraxis unter einer Inhaberschaft) zu gründen? Oder steckst Du gerade in einer problematischen Gemeinschaftspraxis-Situation und siehst keinen Ausweg? Dann kann es sehr hilfreich sein, ein Mediations- oder Beratungsgespräch in Anspruch zu nehmen und die vorhandenen Strukturen zu überdenken. 

Ich biete Dir hierfür gerne ein unverbindliches und kostenloses Erstgespräch an. Schreib mir einfach eine E-Mail an w.apel@medikom.org oder ruf mich an. Gemeinsam schauen wir, wie wir Dich am besten unterstützen können. 

 

Tipp: Nutze Newsletter und Podcast als Inspirationsquelle 

Neben diesem Blog geben wir auch regelmäßig alle 14 Tage einen Newsletter heraus. Wenn Du also Lust hast, wöchentlich Tipps zu bekommen, die Dir das Praxisleben einfacher machen und neue Ideen für effizientere Abläufe liefern, solltest Du unseren Newsletter abonnieren. Den Link dazu findest Du in den hier. (Link) 

 

Fazit 

Gemeinschaftspraxis oder Einzelpraxis – das hängt stark davon ab, welcher Typ Du bist. 

  • Liebst Du es, Dich komplett auf die Patienten zu konzentrieren und Kompromisse zugunsten eines geteilten Risikos einzugehen, ist eine Gemeinschaftspraxis sicher interessant. 
  • Bist Du eher eine Macherin oder ein Macher, der gerne direkt umsetzt und eigene Ideen verfolgt, wirst Du in einer Einzelpraxis vermutlich glücklicher. 

Bedenke, dass „Einzelpraxis“ nicht heißt, Du müsstest alles ganz allein machen. Du kannst Kolleginnen und Kollegen anstellen, hast aber dennoch die volle unternehmerische Freiheit in Deiner Praxis. 

Letztlich gibt es keine Einheitslösung. Mach Dir klar, welche Anforderungen und Wünsche Du wirklich hast – und dann entscheide mit klarem Blick auf alle Vor- und Nachteile. Egal wofür Du Dich entscheidest: Plane sorgfältig, hol Dir bei Bedarf Unterstützung und behalte immer im Hinterkopf, dass Deine persönliche Zufriedenheit am Ende entscheidend ist. 

 

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Melde Dich gerne bei mir: 
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