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[77] – Praxiseinnahmen versus Steuerzahlungen

Praxiseinnahmen versus Steuerzahlungen

Lesezeit ca. 8min

„Wissen Sie, ich arbeite ja eigentlich nur für das Finanzamt.“ Diesen Satz höre ich von Praxisinhabern ständig. Doch stimmt das wirklichoder ist es vielmehr ein Gefühl, das sich tief in dein UnternehmerHerz eingebrannt hat? Lass uns die Fakten neben das Bauchgefühl stellen und herausfinden, wie du das SteuerHamsterrad verlässt, statt es immer schneller zu drehen. 

Faktencheck: So viel bleibt dir tatsächlich 

Nimm ein zu versteuerndes Einkommen von 500000: Selbst als Lediger zahlst du dafür keine 200000 Steuern. Das heißt, mehr als 60% des Gewinns gehören dir. Und das obere Ende der Einkommensskala erreichen ohnehin nur wenige Praxen. 

Kurz: Egal wie hoch dein Praxisgewinn ausfällt – mehr als die Hälfte bleibt immer auf deinem Konto. Wieso fühlt es sich dann oft anders an? 

 

Woher kommt das ungute Gefühl? 

Viele Ärztinnen und Ärzte erleben eine gefährliche Kombination aus drei Faktoren: 

  1. Falsche EntnahmeRoutine – Du entnimmst von Anfang an denselben Betrag, den du als angestellter Arzt gewohnt warst. Das funktioniert, solange der Dispo hoch und die Tilgung niedrig ist. 
  2. Aufschieben der Steuern – In den ersten Jahren drückt die Abschreibung den Gewinn; Steuern wirken harmlos.
  3. SteuerTsunami im Jahr4 oder5 – Das Finanzamt kassiert auf einen Schlag die Steuer für das Vorvorjahr plus Nachzahlungen plus Vorauszahlungen – schnell sechsstellige Beträge. 

Plötzlich heißt es: „Ich rackere mich ab und habe trotzdem nichts übrig.“ Doch eigentlich hast du ein Liquiditäts-, kein Steuerproblem. 

 

Beispiel: Der perfekte Sturm in Jahr5 

Stell dir vor, deine Praxis erzielt im fünften Jahr erstmals einen Gewinn von 150000. Verheiratet heißt das ca. 41000 Steuern. Nun kommt das Finanzamt und verlangt: 

  • 41000€ für das Vorvorjahr (Nachzahlung) 
  • 41000€ für das Vorjahr (Vorauszahlung) 
  • 41000€ für das laufende Jahr (Vorauszahlung) 

Summe: 123000. Das reißt jedes Praxiskonto in die Knie, wenn du nicht vorbereitet bist. 

 

Der wahre Job deines Steuerberaters (Spoiler: Es ist nicht Unternehmensberatung) 

Viele Praxisinhaber erwarten von ihrem Steuerberater strategische Hinweise – schließlich „kennt der sich doch aus“. Tatsächlich lautet sein gesetzlicher Auftrag lediglich: ordentliche und gesetzeskonforme Steuererklärungen zu erstellen. 

Die wenigsten Steuerberater haben je in einer Praxis gearbeitet oder Unternehmertum in der Realität erlebt. Wer seine Liquiditäts und Wachstumsstrategie auf eventuelle Impulse aus der Kanzlei stützt, landet zwangsläufig im Blindflug. 

 

Das 5KontenSystem: Dein Schutzschild gegen den SteuerTsunami 

  1. Praxiskonto – Hier landet jede Einnahme und jede betriebliche Ausgabe. 
  2. Privatkonto – Überweise dir monatlich deine geplante Privatentnahme als Dauerauftrag. Alles Private läuft ausschließlich hierüber. 
  3. Steuerkonto – Zahle vom ersten Tag an 15% des Umsatzes hier ein. Für die meisten Fachgruppen reicht das locker, um alle Steuern abzudecken. 
  4. Darlehenskonto – Überweise monatlich ein Drittel deiner vierteljährlichen Tilgung. Die Bank bucht von hier ab – aus versteuertem Geld, sauber getrennt. 
  5. Rücklagenkonto – Spätestens ab Jahr5 fließen 3–5% des Umsatzes hinein. Das ist dein Polster für Überraschungen und Chancen. 

PraxisRealityCheck 
Eine Gründerin hat dieses System ab Tag1 umgesetzt. Im vierten Jahr stand eine Steuernachforderung von 70000€. Auf dem Steuerkonto lagen 85000€ – die Zahlung geschah mit einem Klick, und 15000€ blieben übrig. Stresslevel:null. 

 

Vermeide die Abwärtsspirale der „SteuersparTricks 

Wenn die Steuerlast plötzlich drückt, klingeln Seminare à la „Setz deine Rolex von der Steuer ab“ oder Anbieter von hochprovisionierten Schrottimmobilien. In Wahrheit sparst du damit selten Steuern, sondern verlierst Liquidität und Freiheit. 

Stattdessen gilt: 

  • Selbstdisziplin schlägt Steuertrick. Reich wirst du durch das Geld, das du nicht ausgibst, nicht durch abstruse Abschreibungsmodelle. 
  • Kennzahlen schlagen Bauchgefühl. Wer seine KPIs monatlich trackt, erkennt LiquiditätsEngpässe, bevor sie entstehen. 

 

Drei Sofortmaßnahmen für Gründer 

  1. Privatausgaben inventarisieren: Schreib jeden Posten auf und streiche alles, was nicht zwingend nötig ist. Baue Luxus erst ein, wenn das Steuerkonto gefüllt ist. 
  2. SteuerDauerauftrag einrichten: 15% vom Umsatz, jede Woche oder jeden Monat. Nicht diskutieren, einfach machen. 
  3. Tilgung vordenken: Plane die quartalsweise Darlehensrate von Anfang an als monatliche Belastung ein. 

 

Und wenn es schon brennt? 

Gerätst du trotz allem in den SteuerSchwitzkasten, hilft nur Transparenz: 

  • Finanzamt anrufen und eine realistische Ratenzahlung verhandeln, bevor der Bescheid vollstreckbar wird. 
  • Bankgespräch suchen – Liquiditätskredite sind billiger als Zwangsvollstreckungen. 
  • Privatausgaben einfrieren – FerienhausAnzahlung und Neuwagen müssen warten. 

Mit einem klaren Plan kannst du die Kurve kriegen und wieder Luft holen. 

 

Fazit: Steuern zahlen ist nicht das Problem – fehlendes System schon 

Das Gefühl, „nur fürs Finanzamt“ zu arbeiten, entsteht fast nie durch die tatsächliche Steuerquote, sondern durch fehlende Liquiditätsplanung. Mit dem 5KontenSystem, konsequenter Entnahmedisziplin und frühzeitiger Kennzahlenkontrolle behältst du jederzeit den Überblickund wirst vom Getriebenen zum Gestalter deiner finanziellen Zukunft. 

Wenn du Unterstützung beim Einrichten deines Finanz und Kennzahlenmanagements brauchst, melde dich gern für ein unverbindliches Gespräch. Gemeinsam sorgen wir dafür, dass du nie wieder Herzklopfen bekommst, wenn der nächste Steuerbescheid in den Briefkasten flattert. 

Bis dahin: erfolgreiche Praxis und entspannte Finanzen! 

 

KennzahlenWorkshop: In unserem 3stündigen OnlineWorkshop erhältst du die komplette PraxisKPIKnowhow inkl. erprobtem Template. Interesse? Schreib mir einfach mit dem Betreff „KennzahlenWorkshop“ eine E-Mail an w.apel@medikom.org 

Dein Wolfgang Apel