[34] Was Employer Branding mit der Zukunftsfähigkeit Deiner Praxis zu tun hat


Was Employer Branding mit der Zukunftsfähigkeit Deiner Praxis zu tun hat

Heute geht es um eine Frage, die sich vielleicht sehr merkwürdig anhört:  

Ist Deine Praxis zukunftsfähig? Das klingt erst mal nach einer sehr komischen Frage. Schließlich ist doch sowohl heute als auch morgen wenig so sicher, wie der Bedarf an medizinischer Versorgung.  

Zukünftige Herausforderungen für Praxen

Lass uns das Ganze mal von einer völlig anderen Seite her aufrollen: Bekanntermaßen erreicht ja knapp die Hälfte aller Praxisinhaber in den kommenden 15 Jahren das Rentenalter und nur ein kleiner Teil dieser Praxen wird wieder neu besetzt. Somit wird auf die verbleibenden Praxen ein noch größerer Patientenansturm zukommen, als wir ihn heute schon erleben.  

 

Erschwerend kommt hinzu, dass die Menschen immer älter werden. Somit wird auch auf dieser Seite die Nachfrage nach medizinischer Betreuung steigen. Natürlich wurden in den letzten Jahren diverse Berufe und Zusatzausbildungen für Medizinische Fachangestellte entwickelt, die Medizinern wenigstens einen Teil der Arbeit abnehmen können und somit die Problematik einer medizinischen Unterversorgung zumindest ein wenig abfedern. 

 

Ich denke da z.B. im Hausärztlichen Bereich an die Versorgungsassistent/in in der Hausarztpraxis, kurz VERAH, die arztentlastende, delegierte Aufgaben übernehmen und dadurch die Sicherstellung einer umfassenden Patientenbetreuung unterstützen kann. Oder die „Nicht-ärztliche Praxisassistentin“, kurz: NäPa, die in manchen Regionen auch „Entlastende Versorgungsassistentin“, kurz: EVA, genannt wird. Eine NäPa übernimmt z.B. Hausbesuche. Hierdurch leistet sie einen wichtigen Beitrag zur ambulanten Versorgung vor allem in ländlichen Gebieten, in denen der Hausärztemangel schon heute groß und damit der Bedarf an NäPas besonders hoch ist. 

Alarmierende Prognose für die Zukunft der medizinischen Fachkräfte

Das sind sicherlich richtige und nützliche Entwicklungen, allerdings lösen sie alle das wahre Kernproblem nicht: Dies ist schlicht und einfach die Tatsache, dass es in der Zukunft nicht mehr genügend Fachkräfte geben wird, um die ambulant tätigen Ärzte ausreichend unterstützen zu können. 

 

Ich habe in diesem Blog schon mehrfach die Problematik der nächsten 8 Jahre erwähnt, wo etwa 30% der MFAs und ZFAs aufgrund der Erreichung der des Rentenalters in Altersruhe gehen. Und, ehrlich gesagt, das, was wir heute als “Fachkräftemangel” bezeichnen ist ein Witz gemessen an dem, was in den kommenden Jahren auf uns zukommen wird. 

 

Sven Gabor Jansky, der Leiter von Europas führendem Zukunftsforschungsinstitut sagt in seiner Prognose 2030 voraus, dass wir in Deutschland kontinuierlich 3 – 5 Millionen unbesetzte Stellen haben werden. Weiterhin prognostiziert er, dass von den Angestellten nur noch etwa die Hälfte loyal zu ihrem Arbeitgeber stehen und dort über einen längeren Zeitraum arbeiten wird. Die andere Hälfte bezeichnet Jansky als „Projektarbeiter“, die alle 1 – 3 Jahre die Stelle wechseln. 

Ein starkes Team als Schlüssel zum Erfolg

Was bedeutet das für Dich? Für dich und deine Praxis ist es von existentieller Bedeutung, dass Du unbedingt heute schon Dein Augenmerk auf Deine Mitarbeiter richtest. Du musst es in den kommenden 2 bis 3 Jahren schaffen, aus einer meist zusammengewürfelten Mannschaft von A, B und C-Mitarbeitern ein eingeschworenes Team von A-Mitarbeitern zu formen. Nur so erreichst Du mit Deiner Praxis in der MFA-Community die Strahlkraft, die du brauchst, um auch in der Zukunft kontinuierlich Initiativbewerbungen zu erhalten. 

 

Die wiederum brauchst Du unbedingt, denn auch mit dem tollsten Team kannst Du nicht verhindern, dass jemand schwanger wird, einen neuen Freund am anderen Ende der Republik hat, oder ein Pflegefall in der Familie eintritt, um den deine Mitarbeiterin sich kümmern muss. 

 

Es ist also ganz egal wie gut Dein Team ist: Dass Mitarbeiter gehen, ist nicht zu verhindern! Nur wie einfach oder schwierig es sein wird diese zu ersetzen und vor allem auch wie teuer die Neubesetzung der freien Stelle sein wird, das bestimmst Du durch Dein heutiges Engagement für die gelebte Teamkultur in Deiner Praxis. 

Mit Employer Branding zum Mitarbeiter-Magneten

Das, worum es heute geht – nämlich darum, Deine Praxis morgen zukunftsfähig und zukunftssicher zu haben –, nennt sich vornehm Neudeutsch „Employer Branding“ oder Entwicklung einer Arbeitgebermarke.  

 

Im Kern geht es darum, deine Arztpraxis zum Mitarbeiter-Magneten zu entwickeln. Dabei sind die in den heutigen Personalanzeigen immer wieder so gern hervorgehoben Themen für Bewerber sicherlich nicht mehr entscheidungsrelevant:  

  • ein nettes Team und ein gutes Betriebsklima, 
  • übertarifliche Bezahlung und diverse Sozialleistungen sowie 

attraktive, vielseitige und herausfordernde Aufgaben 

sind inzwischen völlige Selbstverständlichkeiten geworden. Ohne diese Basics, die sogenannten „Hygienefaktoren“, brauchst du im Wettbewerb um neue Mitarbeiter gar nicht anzutreten.  

 

Wenn du wissen willst, wie du wirklich gute Stellenanzeigen formulierst, dann empfehle ich dir den Blogbeitrag über Bewerbungen generieren, in dem es genau um dieses Thema geht und Dir zeigt, wie du wieder richtig gute Bewerbungen erhältst. 

 

 

Worauf es beim Employer Branding ankommt

Das, worum es beim Employer Branding wirklich geht, sind eben nicht die vorgenannten Hard Facts, sondern die Soft Facts – und die gilt es gemeinsam mit dem gesamten Team zu entwickeln. Die machen am Ende des Tages den essentiellen Unterschied und entscheiden darüber, wer sich zukünftig noch in deiner Praxis bewerben wird. 

 

Bei den Soft Facts reden wir vor allem über die Unternehmenskultur. Da gibt es auf der einen Seite die sichtbaren, formellen Merkmale, also:  

  • Wie ist der Umgang miteinander? 
  • Wie ist das Führungsverhalten? 
  • Welche Strukturen gibt es? 
  • Wie ist die Meetingkultur? 
  • Und die Arbeitskultur? 
  • Welche sichtbaren Regeln, Prozesse und Rituale gibt es in der Praxis? 

 

Auf der anderen Seite stehen die unsichtbaren, informellen Merkmale, die leider oft ignoriert werden, aber immens wichtig sind. Hier geht es um Fragen wie:  

  • Welche Werte werden in der Praxis gelebt?  
  • Welche Einstellungen und Gefühle verbergen sich hinter der Praxis?  
  • Welche verdeckten Regeln und Tabus gibt?  
  • Was ist das existierende Menschenbild? 

 

Ziel der Arbeitgebermarkenbildung ist es, glaubwürdig und differenzierend das Besondere Deiner Praxis als Arbeitgeber herauszuarbeiten, operativ umzusetzen und nach innen und außen zu kommunizieren. 

Warum Du heute schon handeln solltest

Wenn Du jetzt gerade denkst: “Ist ja alles schön und gut, aber für sowas hab’ ich weder Zeit noch brauch’ ich das, denn mein Team ist heute schon richtig gut und arbeitet bereits seit Jahren bei mir”, dann muss ich dir leider sagen, dass es nicht nur kurzsichtig, sondern schlicht falsch ist!  

 

Es ist nur eine Frage der Zeit, wann auch bei Dir wieder mal Personalbedarf entsteht – über mögliche Gründe hatten wir ja vorhin bereits gesprochen. Aber auch einen weiteren würde ich noch gern hinzufügen: Dieser Wettbewerb um Fachkräfte in der Medizin wird ja mittlerweile nicht ganz grundlos bereits als „war for talents“ bezeichnet – also als „Krieg um die Talente“.  

 

Und wenn Du Dir überlegst, dass ein wachsender Teil an MFA- und ZFA-Stellen inzwischen bereits über Headhunter besetzt wird, dann ist doch wohl auch die Frage gestattet: Wie reagieren Deine Mitarbeiter wohl auf einen Anruf, in dem ihnen vom Headhunter ein toller neuer Job mit bis zu 50% mehr Gehalt angeboten wird? Die bleiben bei Dir? Bist Du da ganz sicher? 

 

Wenn eine Mitarbeiterin trotz eines solchen Angebots bei Dir bleibt, dann sicherlich nur, weil neben den Hygienefaktoren auch die Soft Facts stimmen, es also eine tiefe innere Bindung zur Praxis als Arbeitgebermarke gibt und sie sich da „zu Hause“ fühlt. Leider kenne ich persönlich nur sehr wenige Praxen, bei denen das der Fall ist. In mindestens 95% aller Praxen ist die Mitarbeiterin nach diesem Anruf weg.  

Zwei Wege, wie Du Employer Branding umsetzen kannst

Wenn es soweit ist, dann wird es ohne klare kommunizierbare Arbeitgebermarke langwierig und teuer neue Mitarbeiter zu finden. Soweit Du dann überhaupt noch irgendjemanden findest, den Du für Deine Praxis begeistern kannst. Wenn Du die Notwendigkeit des Employer Branding erkennst und Dich gerade fragst, wie Du das umsetzen sollst, sehe ich zwei Wege: 

 

Wie eigentlich fast alles, was wir in diesem Blog besprechen, kannst Du auch dein Employer Branding natürlich in Eigenregie umsetzen. Dazu empfehle ich Dir als Vorbereitung die Lektüre des Buches “Praxishandbuch Employer Branding” von Wolf Reiner Kriegler. Hier wird anhand von Praxisbeispielen aus der Wirtschaft gezeigt, wie beim Employer Branding vorzugehen ist. Du musst das Ganze dann nur noch auf Deine Arztpraxis ummünzen. 

 

Alternativ können natürlich auch wir Dich bei diesem Prozess unterstützen und begleiten. Wenn Dich das interessiert oder Du einfach eine Frage zu dem ganzen Themenkomplex hast, dann ruf mich gerne an oder schick mir einfach eine E-Mail an w.apel@medikom.org. Wir können dann einen Termin für ein unverbindliches und selbstverständlich kostenloses Erstgespräch ausmachen und besprechen, wie wir dich in dieser Situation unterstützen und dir helfen können.