[39] Social Media für Arztpraxen – Braucht es das wirklich?


Social Media für Arztpraxen – Braucht es das wirklich?

Wer heute auf Facebook, Instagram und auch mal auf TikTok genauer hinschaut, wird feststellen, dass dort mittlerweile eine Flut von Arzt und Zahnarztpraxen vertreten ist. Und wer noch genauer hinschaut, wird feststellen, dass einige der Praxen einen extrem hohen Aufwand betreiben – teilweise mit sehr, sehr schönen Auftritten!  

 

Jetzt stellt sich aber die Frage: Macht das eigentlich Sinn? 

Und es stellt sich daraufhin die Frage: Wenn es Sinn macht, in welcher Relation steht dann der Aufwand zum Ertrag?  

 

Über diese beiden Fragen möchte ich heute mit dir sprechen und meine Einschätzung zu Social Media für Arztpraxen mit dir teilen.  

Patientenbindung und Patientengewinnung auf Social Media?

Fangen wir mit der ersten Frage an: Macht es als Arztpraxis Sinn, auf Social Media aktiv zu sein? Wenn man die Kollegen befragt, weswegen sie auf Social Media sind, ist die erste Antwort in der Regel: Patientengewinnung und Patientenbindung.  

 

Was die Patientenbindung betrifft, so würde ich dem aus meiner Erfahrung auch zustimmen: Ein Patient, der in einer Arztpraxis ist und feststellt, dass diese Praxis auch auf Social Media vertreten ist, wird dem Account mit hoher Wahrscheinlichkeit folgen und sich dann hin und wieder auch die Posts der Praxis anschauen.  

 

Beim Thema Patientengewinnung bin ich dagegen sehr, sehr zurückhaltend. Natürlich ist es so, dass die Praxen, die schon in der Anfangszeit einen Social-Media-Account hatten – und damit meine ich jetzt vor 5 oder mehr Jahren – dort auch den einen oder anderen Patienten gewonnen haben. Denn zu dieser Zeit war es noch möglich, mit einem überschaubaren Aufwand aufzufallen und so die Sympathie von potenziellen Patienten zu gewinnen. 

 

Heutzutage ist das nur noch mit einem solchen Aufwand möglich, dass er in keinem wirtschaftlich vernünftigen Verhältnis mehr steht. Da gibt es wirklich weitaus günstigere Wege, um neue Patienten zu gewinnen.  

 

Ausnahme: Gen Z 

Eine Ausnahme bildet hier die aktuell stark diskutierte Generation Z, also Menschen, die zwischen 1995 und 2010 geboren wurden. Wenn die Gen Z zu deiner Zielgruppe gehört, dann sind deine Social-Media-Kanäle eindeutig wichtiger.  

 

Denn die Gen Z hat ein anderes Suchverhalten als die Generationen vor ihr: Sie suchen im ersten Schritt online nach einem Arzt in ihrer Umgebung. Über die Googleergebnisse stoßen sie dann als erstes auf die Online-Bewertungen der Praxis. Sind sie von diesen überzeugt, besuchen sie im nächsten Schritt die Website und schauen sich anschließen die Social-Media-Kanäle der Praxis an. Nur wenn alle Bereiche sie überzeugen, werden sie einen Termin in der Praxis ausmachen.  

 

Das bedeutet für dich: Wenn du diese Zielgruppe als Patienten gewinnen willst, dann muss auch dein Social-Media-Auftritt überdurchschnittlich gut sein. Jedoch ist diese Zielgruppe ehrlicherweise aktuell vor allem für Gynäkologen und eventuell für Zahnarztpraxen, die sich auf eine jüngere Zielgruppe spezialisieren, relevant.  

Mitarbeiter gewinnen auf Social Media

Für alle anderen bleibt somit die Frage: Aus welchem Grund wäre der Social-Media-Account einer Arztpraxis sinnvoll und wie viel Aufwand lohnt sich? Was macht Sinn und was sollte überhaupt auf einem Account zu sehen sein?  

 

Der Social-Media-Account einer Arztpraxis hat für mich heute hauptsächlich den Sinn, potenziellen Bewerbern einen Einblick in die Praxis zu geben. Ihnen also einen Einblick in das Team und das Miteinander zu geben, so dass sie eine Vorstellung von den Menschen haben, die dort arbeiten.  

 

Aber auch da ist es ganz sicher nicht so, dass irgendjemand, der zufällig durchs Internet rauscht und auf einem Social-Media-Account etwas Lustiges findet, sich deshalb in der Arztpraxis bewirbt.  

 

Der Weg ist tatsächlich ein ganz anderer: Der potenzielle Bewerber wird über eine Anzeige oder einen anderen Weg auf die Praxis aufmerksam und bekommt mit, dass dort jemand gesucht wird. Erst wenn er schon mit dem Gedanken spielt, sich zu bewerben, erkundigt er sich über die Arztpraxis. Das macht er im ersten Schritt sicherlich über die Internetseite der Arztpraxis – denn sie ist nachgewiesenermaßen ist nicht nur für Patienten die zentrale Anlaufstelle, sondern auch für potenzielle Bewerber.  

 

Im zweiten Schritt will der potenzielle Bewerber dann ein Gefühl für die Praxis und die Menschen dort kriegen. Dafür schaut er sich die Social-Media-Kanäle an, wenn er denn welche findet. Darum ist wichtig, von der Website auf die Social-Media-Kanäle zu verlinken, so dass potenzielle Bewerber dort auf jeden Fall landen.  

 

Wir halten also fest: Der Hauptnutzen von Social-Media-Kanälen ist nicht die Patientengewinnung – Gen Z mal außer Acht gelassen –, sondern die Patientenbindung und die Informationsquelle für potenzielle Bewerber. 

Inhalte für Social Media erstellen

Was sollten Arztpraxen nun posten, um diese beiden Ziele zu erreichen? Am besten einfach Szenen aus dem Praxisalltag, die die Arbeit und die Menschen in der Praxis zu zeigen. Das können zum Beispiel Bilder von den einzelnen Mitarbeitern sein. Es können aber auch ganz einfache Szenen aus dem Alltag sein, wie die Oster- oder Weihnachtsdeko in der Praxis, ein Bild von einem Mitarbeiterausflug oder einfach ein lustiger Schnappschuss des Teams bei der Arbeit.  

 

Zudem reicht es vollkommen aus, ein bis zweimal pro Woche etwas zu teilen. Es geht hier ja nicht um die Dauerbespaßung, sondern wir wollen, den potentiellen Bewerbern die Einblicke geben, die sie sich wünschen. Diese bekommen sie, indem sie die Posts rückwärts der Reihe nach anschauen.  

 

Zudem wollen wir ein- bis zweimal pro Woche bei den Patienten, die sich mit der Praxis verlinkt haben, aufpoppen. Diese freuen sich dann über das Lebenszeichen und einen netten Einblick in den Praxisalltag.  

Medizinische Themen auf Social Media erklären?

Nun gibt es wenige Praxen, die wirklich mit ganz viel Engagement auf Instagram, Facebook, TikTok und Co versuchen, den Patienten Behandlungen und medizinische Themen näher zu bringen. Das ist meiner Meinung nach, wirklich vergebene Liebesmühe. Das ist nett gemeint, aber ich bin bei diesem Engagement sehr zurückhaltend, denn mir ist nicht eine Praxis bekannt, für die sich das wirtschaftlich gelohnt hätte.  

 

Also, wenn du als Chef oder jemand aus deinem Team, einfach Lust hast, das zu machen, dann ist ein solcher Social-Media-Account als Hobby wunderbar. Schaden wird es der Praxis mit Sicherheit nicht – aber nützen halt auch nicht.  

 

Tatsächlich kenne ich eine KFO-Praxis, die auf TikTok über 1 Million Follower hat. Die Ärztin und ihr Team machen das einfach gerne und haben großen Spaß dabei, lustige Videos zu posten. Damit haben sie als eine der ersten Praxen angefangen und sind so ziemlich schnell groß geworden. Aber ihr könnt die Inhaberin gerne mal fragen, was ihr das wirtschaftlich bisher gebracht hat. Die Antwort ist nämlich: Gar nichts.  

Fazit: Social Media für Arztpraxen

Meiner Meinung nach ist es wichtig, dass Arztpraxen heute auf Social Media vertreten sind, aber der Aufwand sollte dabei geringgehalten werden. Es reicht vollkommen aus, ein- bis zweimal pro Woche ein Foto aus dem Alltag zu teilen – so kriegen die bestehenden Patienten regelmäßig etwas aus der Praxis zu sehen und potentielle Bewerber können sich einen Eindruck verschaffen