[18] Diese 7 Aufgaben entscheiden über den langfristigen Erfolg Ihres Unternehmens Arztpraxis (Teil 1)


Diese 7 Aufgaben entscheiden über den langfristigen Erfolg Ihres Unternehmens Arztpraxis (Teil 1)

Was braucht es, um aus einer Praxis ein wirtschaftlich erfolgreiches Unternehmen zu machen?  

 

Das Verrückte an deinem Beruf ist ja, dass Sie als Mediziner eine lange und intensive Ausbildung genossen haben. Doch in dem Moment, in dem Sie Ihre Praxis eröffnen, schlüpfen Sie in eine zweite Rolle, der in Ihrer Ausbildung überhaupt keine Beachtung geschenkt wurde: Es ist die Rolle des Unternehmers. 

 

Aus meiner langjährigen Zusammenarbeit mit Ärzten quer durch alle Fachrichtung und bundesweit verteilt, musste ich lernen, dass vielen Ärzten überhaupt nicht klar ist, was Unternehmertum bedeutet. Die meisten verstehen darunter, dass sie eine Steuererklärung abgeben und dafür einen Steuerberater brauchen. Zudem ist ihnen klar, dass sie als Praxisinhaber die Verantwortung für ihre Mitarbeiter und Patienten tragen.  

 

Das ist beides zwar vollkommen richtig, aber es reicht nicht aus. Also, was braucht es, um aus einer Praxis ein wirtschaftlich erfolgreiches Unternehmen zu machen? Und wie sieht es darüber hinaus mit der Verantwortung für Ihr Unternehmen Arztpraxis als Ganzes aus?  

 

Es gehört zu Ihren Aufgaben, Ihr Unternehmen Arztpraxis zukunftssicher aufzustellen. Leider wird diese Aufgabe von vielen Ärzten vernachlässigt. 

Zwei Beispiele zum Thema zukunftssicheres Handeln:  

Jeder von uns merkt, wie unfassbar schnell sich die Medizinbranche entwickelt! Auf der einen Seite haben wir den technischen Fortschritt, wie die künstliche Intelligenz, die auch in niedergelassenen Praxen immer mehr Anwendung findet. Auf der anderen Seite verändert sich der Mitarbeitermarkt rasant. Es wird immer schwieriger, qualifiziertes Personal zu finden und die Ansprüche der MFAs und ZFAs an eine Praxis werden immer höher.  

 

Beide Bereiche erfordern unternehmerisches Denken und Handeln von Ihnen. In diesem und dem nächsten Beitrag auf diesem Blog habe ich Ihnen 7 zentrale Aufgaben zusammengestellt, die Sie als Unternehmer in Ihrem Unternehmen Arztpraxis nicht vernachlässigen dürfen.  

1. Visionen und Werte

Als Unternehmer leben Sie zwar im Hier und Jetzt, aber wie der Kapitän eines Schiffs müssen Sie zu jedem Zeitpunkt wissen, wohin die Reise geht. Nehmen wir einmal an Sie haben eine Einbehandler-Praxis mit drei oder vier Helferinnen und daran möchten Sie auch nichts ändern – dann ist ein ganz anderes Handeln von Ihnen gefragt, als wenn Sie den Plan haben, sich in den nächsten Jahren zu vergrößern. Die jeweilige Zielstellung führt zu völlig anderen Schritten, die Sie in den nächsten Jahren gehen müssen.  

 

An dieser Stelle kommen Ihre Vision und deine Werte ins Spiel.  

Beispiel:  

Wie gesagt, stellen Sie sich vor, dass Sie heute eine kleine familiäre Praxis haben, sich aber wünschen diese zu vergrößern. Dann ist es ratsam, Ihre bestehenden Mitarbeiter frühzeitig in diese Vision miteinzubeziehen. Ich kenne tatsächlich verschiedene Praxen, die tolle Mitarbeiter verloren haben, weil diese irgendwann festgestellt haben, dass das gar nicht mehr die Praxis ist, in der sie einmal glücklich waren. Sie sind in diese Praxis gekommen, weil sie Teil einer kleinen familiären Praxis sein wollten und jetzt arbeiten sie in einer 3-Behandler-Praxis mit zehn oder 15 Mitarbeitern und fühlen sich in dieser Situation gar nicht mehr wohl.  

Für die Praxisinhaber sind es sehr traurige Momente, wenn langjährige Mitarbeiter sich unwohl fühlen und kündigen. Dabei muss es so nicht sein, wenn Sie Ihre Vision auch mit Ihren Mitarbeitern teilen!  

 

Binden Sie sie frühzeitig in Ihre Pläne für eine größere Praxis ein und sprechen Sie mit Ihnen darüber, welche Veränderungen auf sie zukommen. So haben sie ausreichend Zeit sich gedanklich mit dieser Idee auseinanderzusetzen und die Chance, dass Ihre Vision auch zur ihrer wird, steigt. Anstatt sich plötzlich aus der Praxis zu verabschieden, arbeiten sie zusammen mit Ihnen an dieser Zukunft.  

Werte finden 

Ihre Vision von der Zukunft Ihres Unternehmens Arztpraxis ist immer auch eng an Ihre Werte gebunden. Mit diesen hängen wichtige Fragen zusammen, wie zum Beispiel:   

  • Mit welchen Menschen wollen Sie arbeiten?  
  • Wie soll die Zusammenarbeit mit Ihren Mitarbeitern aussehen?
  • Welche Patienten wünschen Sie sich in Ihrer Praxis?
  • Woran messen Sie sich und den Erfolg Ihrer Arztpraxis?
  • Kurz: Was sind Ihre persönlichen Werte? Was ist Ihr persönlicher Nordstern?  

Übung:  

Nehmen Sie einen Zettel und schreiben Sie drei Werte auf, die für Sie persönlich elementar sind, damit Sie glücklich und zufrieden sind. Was sind die drei Werte, nach denen Sie sich ausrichten und an denen Sie Ihre Handlungen messen? Es ist sehr wichtig, Ihre Werte zu kennen und immer wieder zu überprüfen, ob Ihre Ziele und Ihre Vision mit diesen Werten übereinstimmen.  

Werte bei der Mitarbeitersuche 

Ihre Werte spielen auch eine bedeutsame Rolle, wenn es darum geht, passende Mitarbeiter für Ihre Praxis zu finden. Denn stellen Sie sich einmal vor, Ihr neuer Mitarbeiter – also ein Mensch, mit dem Sie jeden Tag acht Stunden zusammenarbeiten sollen – hat völlig andere als Sie. Dann ist es leider absehbar, dass Sie und er nicht langfristig glücklich miteinander werden.  

 

Aus diesem Grund sollten Sie sich vor einer Neuanstellung darüber bewusst sein, welche Werte Sie sich in einem Mitarbeiter wünschen und diese dann auch im Bewerbungsgespräch abfragen. Wir sprechen immer ganz offen mit den Bewerbern über unsere Werte und raten auch allen Arztpraxen dazu. Wenn Sie noch mehr darüber erfahren wollen, wie Sie Ihren Einstellungsprozess optimieren, dann lesen Sie gerne einmal diesen Blogbeitrag. In diesem Artikel geht es darum, wie Sie Ihren Mitarbeiterbedarf bestimmen und Stellenanzeigen erstellen, die genau diese Mitarbeiter ansprechen.  

2. Positionierung und Strategie

Das Thema Mitarbeitergewinnung führt uns auch direkt zum zweiten wichtigen Bereich, den Sie als Unternehmer nicht vernachlässigen dürfen. Das ist Ihre Positionierung und Strategie, also die Frage: Wie positioniere ich mich als Arzt und wie mache ich diese Positionierung sichtbar? Eine klare Positionierung sorgt nämlich nicht nur dafür, dass sich die passenden Mitarbeiter bei Ihnen bewerben, sondern zieht auch die richtigen Patienten an.  

 

Sicher ist Ihnen bewusst, vor allem wenn Sie Ihre eigene Praxis schon ein paar Jahre führen, dass sich die Art, wie Patienten sich für eine Praxis entscheiden, verändert hat. Früher gingen die Patienten einfach zu dem Arzt, der ihre gesuchte Fachrichtung abdeckt und am günstigsten liegt.  

 

Doch heute sind die Patienten deutlicher anspruchsvoller geworden: Sie wollen genau wissen, wen sie als Arzt vor sich haben und informieren sich vor ihrem ersten Besuch in Ihrer Praxis über Sie. Neben Rezensionen auf Google, Jameda und Co schauen sie sich dabei natürlich auch Ihre Website an.  

Sie wollen einfach wissen,  

  • wer Sie genau sind,
  • wer noch in Ihrer Praxis arbeitet,
  • welche Leistungen Sie bieten,
  • welche Behandlungsphilosophie Sie vertreten und
  • für welche Werte Sie stehen.  

Das trifft übrigens auch auf die Patienten zu, denen Ihre Praxis empfohlen wurde. Denn es ist normalerweise ja so, dass ca. 80% aller Patienten über eine Empfehlung in Ihre Praxis kommen. Doch auch diese informieren sich im Normalfall über Sie, bevor sie ihren ersten Termin ausmachen. Wenn es Sie interessiert, wie viele Patienten Sie auf diesem Weg verlieren können und wieso eben nicht alle Empfehlungen wirklich zu Patienten in Ihrer Praxis werden, dann lesen Sie gerne einmal diesen Blogbeitrag 

Was bedeutet Positionierung? 

Wir sind uns sicherlich einig darüber, dass jeder Arzt grundsätzlich in der Lage ist, die gesamte Bandbreite seines Fachgebiets anzubieten. Aber wenn es Ihnen so geht, wie vielen Ihrer Kollegen, dann haben Sie sich sicherlich über die Jahre innerhalb deines Bereichs spezialisiert oder gewisse Vorlieben entwickelt, wie Sie besonders gerne arbeiten. Zum Beispiel tendieren die einen eher zu konservativen Behandlungsmethoden, die anderen bevorzugen operative. Und wiederum andere setzen auf alternative Therapien. Oder vielleicht gibt es eine bestimmte Art von Patienten, die Sie besonders gerne behandeln.  

Beispiel: Orthopädin positioniert sich für Businessfrauen 

Eine Kundin von uns ist Orthopädin und wie Sie sicherlich wissen, sind die Patienten in diesem Fachbereich Großteils jenseits der 60. Unsere Orthopädin hat jedoch über die Zeit festgestellt, dass ihre Lieblingspatienten jüngere, unternehmerisch denkende Frauen sind. Sie selbst ist sich ihrer unternehmerischen Seite sehr bewusst, daher kann sie sich mit diesem Typus einfach sehr gut identifizieren und die Arbeit mit ihnen macht ihr Spaß.  

Nun könnte sie darauf hoffen, dass diese Wunschpatienten zufällig einmal in ihre Praxis kommen oder sie richtet ihre komplette Praxis von der Einrichtung über die Services bis zu den Mitarbeitern und den Praxiszeiten auf diese Zielgruppe aus. Das hat sie getan.  

Und was ist passiert?  

Über die Zeit kommen durch ihre klare Positionierung immer mehr erfolgreiche Businessfrauen zwischen Mitte 30 und Mitte 50 in ihre Praxis. Natürlich gibt es weiterhin auch andere Patienten und die behandelt sie alle ebenfalls sehr gerne – doch nach einem Zeitraum von 5 Jahren entspricht die Mehrheit der Patienten in ihrer Praxis genau ihrem Wunschbild.  

Beispiel: Gynäkologin spezialisiert sich auf Verhütung und Schwangerschaft 

Das zweite Beispiel ist eine Gynäkologin, mit der wir schon lange zusammenarbeiten. In der Gynäkologie gibt es natürlich ein breites Spektrum, das als Fachärztin erfüllt werden muss. Das tut diese Gynäkologin auch, doch darüber hinaus hat sie sich auf die Themen Verhütung und Schwangerschaft spezialisiert.  

 

Sie bietet zum Beispiel umfangreiche Beratung zur individuell richtigen Verhütung, was zwei Konsequenzen mit sich bringt: Einerseits hat sie sehr viele junge Frauen in ihrer Praxis, was genau ihren Wunschpatientinnen entspricht. Andererseits legt sie auch überdurchschnittlich viele Spiralen pro Jahr, was wirtschaftlich natürlich nicht ganz uninteressant ist.  

 

Auch sie hat, wie die Orthopädin zuvor, nicht einfach darauf gehofft, dass diese Patientinnen in ihre Praxis kommen. Sondern sie hat ihrer Praxis, ihre Mitarbeiter und ihren Internetauftritt komplett auf diese Zielgruppe ausgerichtet.  

Wir haben hier also zwei Beispiele für Positionierungen in Märkten, in denen sich das medizinische Angebot klassischerweise an alle richtet – doch die beiden Ärztinnen zeigen, dass es sehr wohl gesteuert werden kann. Das zahlt sich für sie nicht nur wirtschaftlich aus, sondern sorgt auch dafür, dass sie jeden Tag gerne zur Arbeit gehen, weil genau die Menschen in ihre Praxis kommen, die sie dort haben wollen.  

Die eigene Positionierung finden 

Die Fragen, die Sie sich an dieser Stelle in Bezug auf deine Positionierung stellen sollten, sind daher ganz klar:  

  • In welchem Bereich möchten Sie mit Ihrem Unternehmen Arztpraxis angesiedelt sein?  
  • Welche Patienten wollen Sie damit anziehen, und welche Mitarbeiter?  
  • Wie muss Ihr Unternehmen aussehen, damit Sie sich jeden Morgen auf die Arbeit freuen?  

Egal wie Ihre Praxis heute aussieht, wo sie sich befindet und welche Probleme Sie darin sehen: Es ist möglich, Ihr Unternehmen so zu gestalten, dass es Ihnen Spaß macht und Sie den Erfolg damit haben, den Sie sich immer erträumt haben. Es liegt alles in Ihrer Hand! 

Wenn Sie sich nicht sicher sind, wie Sie Ihre Praxis dementsprechend gestalten können, dann rufen Sie uns gerne jederzeit an. Wir finden gemeinsam heraus, welche Positionierung für Sie passt und wie Sie diese nach außen kommunizieren, um so immer mehr Ihrer Wunschpatienten und Wunschmitarbeiter anzuziehen.  

3. Externe Energie und Wachstum organisieren

Der Begriff Energie kommt ja bekanntlich aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „wirkende Kraft“. Wenn es also um Wachstum geht, dann sind in einer Arztpraxis zwei verschiedene Energien von Bedeutung: Geld und Manpower.  

 

Denn Sie brauchen für das Wachstum Ihrer Praxis nicht nur einfach mehr Mitarbeiter, sondern die richtigen Mitarbeiter – die mit denen Sie gerne langfristig zusammenarbeiten möchten. Um solche guten, passenden Mitarbeiter zu gewinnen, müssen Sie wirtschaftlich in der Lage sein, ihren berechtigten Forderungen nachzukommen.  

 

Das ist einerseits eine übertarifliche Bezahlung mit leistungsbezogenen Komponenten, andererseits aber noch so viel mehr als nur der schnöde Mammon. Lesen Sie sich zum Thema „Personal gewinnen & behalten“ gerne einmal diesen Beitrag und diesen Beitrag durch. In diesen beiden Artikeln sprechen wir über sieben Punkte, mit denen Sie die richtigen Mitarbeiter in Ihre Praxis ziehen und sie lange an sie binden.

Wirtschaftliches Wachstum 

Das Wachstum Ihrer Arztpraxis basiert jedoch nicht allein auf den richtigen Mitarbeitern. Auch stetige Veränderungen in Ihrer Praxis spielen eine wichtige Rolle: Wir hatten ganz zu Beginn schon die künstliche Intelligenz als bedeutenden Innovationstreiber angesprochen – solch technologische Errungenschaften kosten natürlich Geld. Doch sie sind eine Investition in die Zukunft Ihrer Praxis.  

 

Sie können diese Investitionen entweder mit Geld stemmen, das Sie auf die Seite gelegt haben, oder Sie finanzieren sie. Je nach Umfang der Investition und Situation kann beides Sinn machen. Letzteres wäre dann ein Beispiel für eine externe Energie, doch Sie müssen erst einmal eine Bank finden, die jederzeit bereit ist, Ihnen das Geld zur Verfügung zu stellen. Bei Finanzierungsgesprächen werden Banken neben Umsatz und Gewinn auch immer von Ihnen wissen wollen, was Sie mit dem bisherigen Gewinn gemacht hast und welche Rücklagen Sie für deine Praxis geschaffen haben.  

 

Vermutlich trifft das auf Sie nicht zu, aber ich beobachte in diesem Zusammenhang bei Ärzten häufig einen schwierigen Umgang mit Geld. Denn die meisten Praxen laufen ganz gut und die Praxisinhaber haben ein vernünftiges Einkommen, doch sie versäumen es, Rücklagen zu bilden. Privat sorgen sie vielleicht noch auf kleiner Flamme vor, doch sie haben keine Rücklagen für ihre Praxis – ich sage mal, ein Konto mit 30.000 oder 50.000 Euro, auf die sie schnell zugreifen können, wenn sie es brauchen, weil etwas kaputt gegangen ist oder sie in ein neues Gerät investieren wollen. Die meisten Praxen haben das nicht – doch die Banken machen Finanzierung und die Konditionen dafür in immer stärkerem Umfang genau von derartigen Faktoren abhängig. 

 

Falls Sie nun gerade feststellen, dass das doch auf Sie zutrifft, aber Sie sich fragen, wie Sie diese Rücklagen bilden sollen, dann lassen Sie uns gerne einmal miteinander sprechen. Denn wenn Ihre Praxis es Ihnen nicht erlaubt, jeden Monat ein paar Tausend Euro auf ein Konto für Rücklagen zu legen, dann sollten wir über die wirtschaftliche Situation Ihrer Praxis sprechen und dafür sorgen, dass Ihr Gewinn steigt.  

 

Mitarbeiterakquise 

Die Mitarbeiterakquise ist nicht nur relevant, wenn Sie wachsen wollen, sondern auch wenn Sie das Niveau Ihrer Praxis einfach halten möchten. Vorhin habe ich bereits erwähnt, dass es Ihre Aufgabe als Unternehmer ist, Ihre Praxis zukunftssicher zu gestalten: Und Ihre Mitarbeiter sind hierbei ein Risiko, das Sie miteinbeziehen müssen, ganz egal, wie gut das Team gerade zusammenpasst und wie zufrieden Sie mit ihnen sind.  

 

Es wird in Zukunft immer wieder der Zeitpunkt kommen an dem Mitarbeiter schwanger werden, umziehen, in Rente gehen oder sich um ein pflegebedürftiges Familienmitglied kümmern müssen. Darüber hinaus wird der Mitarbeitermarkt sich immer weiter verschärfen und es wird immer schwieriger und teuer werden, passendes Personal für Ihre Praxis zu finden.  

 

Schon länger gibt es Studien, die zeigen, wie viel ein Mitarbeiterwechsel Sie tatsächlich kostet. Alle paar Jahre wird z.B. im Hauffe Verlag die jeweils aktuelle Version der „Fluktuationskostenstudie“ von Gunter Wolf veröffentlicht, die belegt, dass Sie ein Mitarbeiterwechsel im Schnitt, inkl. aller direkten und indirekten Nebenkosten, sage und schreibe, 43.000 Euro kostet!  

 

Eigentlich kaum zu glauben, aber bei näherer Betrachtung ziemlich einfach nachzuvollziehen, denn ein Mitarbeiter, der bereits gekündigt hat, wird bis zum Ablauf der Kündigungsfrist niemals in der Qualität weiterarbeiten wie zuvor. Zudem kosten Sie die Mitarbeitersuche und -auswahl Geld und ein neuer Mitarbeiter muss auch erst einmal eingearbeitet werden. In der Regel dauert es drei bis sechs Monate bis ein neuer Mitarbeiter auf der Flughöhe ist, um Ihre Praxis vollumfänglich zu unterstützen. Wenn Sie genauer wissen wollen, wie sich diese Kosten zusammensetzen, schreiben Sie mir gerne eine E-Mail an w.apel@medikom.org. Wir haben die Studie nämlich zusammengefasst und ich schicke Ihnen das sehr gerne zu.  

 

Fazit: Externe Energie und Wachstum 

Final bedeutet das für diesen Punkt „Externe Energie und Wachstum“ aber nun, dass Sie Geld brauchen, um in Ihr Wachstum oder das gesunde Fortbestehen Ihre Praxis zu investieren. Sie benötigen Kapital, um Investitionen zu tätigen, aber auch um vakante Positionen neu zu besetzen und diese Mitarbeiter dank fairer Bezahlung – und damit meine ich keine Bezahlung nach Tarif oder leicht darüber liegende Gehälter – langfristig in Ihrer Praxis zu halten.  

4. Kontinuierlicher Verbesserungsprozess (KVP)

Das Thema Mitarbeiter bringt uns auch direkt zur vierten Aufgabe, die Sie als Unternehmer nicht vernachlässigen dürfen: Frech formuliert, nenne ich diesen Punkt gerne „permanente Müllentsorgung“, offiziell lautet die Bezeichnung KVP, also Kontinuierlicher Verbesserungsprozess.  

 

Der Begriff KVP ist vergleichbar mit dem japanischen Kaizen, also der „kontinuierlichen Veränderung zum Besseren“. Bekannt wurde das Thema in Deutschland durch die Einführung bei Porsche Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts, wodurch die Marke es wieder an die Spitze schaffte. Noch heute gibt es bei Porsche, und mittlerweile auch in anderen Unternehmen, Kaizen-Trainer, die nichts anderes tun, als die Prozesse zu hinterfragen und das Unternehmen kontinuierlich voranzutreiben. Genau diesen Prozess des Hinterfragens und der kontinuierlichen Verbesserung wünsche ich mir auch für Ihr Unternehmen Arztpraxis.  

 

KVP und Mitarbeiter 

Was bedeutet KVP nun in Bezug auf Ihre Mitarbeiter? Wir haben gerade schon besprochen, dass die Zeiten der Mitarbeitersuche und Mitarbeiterbindung sich ändern und die Ansprüche der Mitarbeiter immer höher werden. Genauso ändern sich jedoch auch die Anforderungen, die der Job an sie stellt, beispielsweise durch die technische Weiterentwicklung in der Medizin.  

 

Nun ist es aber leider so, dass viele Menschen Gewohnheitstiere sind. Sie gewöhnen sich an Prozesse und Abläufe, ohne diese je wieder auf Sinnhaftigkeit in Frage zu stellen genauso wie an die Praxiseinrichtung und die technischen Geräte in deiner Praxis. Ihre Aufgabe als Unternehmer ist es jedoch, diese Gewöhnung permanent in Frage zu stellen. Denn während Sie und Ihre bestehenden Mitarbeiter einfach daran gewöhnt sind, schauen Patienten und neue Mitarbeiter sich alles mit ganz anderen Augen an und Ihre Praxis wirkt auf sie schnell nicht mehr zeitgemäß.  

Denn Sie brauchen für das Wachstum Ihrer Praxis nicht nur einfach mehr Mitarbeiter, sondern die richtigen Mitarbeiter – die mit denen Sie gerne langfristig zusammenarbeiten möchten. Um solche guten, passenden Mitarbeiter zu gewinnen, müssen Sie wirtschaftlich in der Lage sein, ihren berechtigten Forderungen nachzukommen.  

 

Das ist einerseits eine übertarifliche Bezahlung mit leistungsbezogenen Komponenten, andererseits aber noch so viel mehr als nur der schnöde Mammon. Lesen Sie sich zum Thema „Personal gewinnen & behalten“ gerne einmal diesen Beitrag und diesen Beitrag durch. In diesen beiden Artikeln sprechen wir über sieben Punkte, mit denen Sie die richtigen Mitarbeiter in Ihre Praxis ziehen und sie lange an sie binden.

Beispiel: Stetige Verbesserung 

Kommen wir beispielsweise nochmal auf die Gynäkologin zurück, die sich auf die Themen Verhütung und Schwangerschaft spezialisiert hat. Sie hat sich vor 17 Jahren niedergelassen und wir sind gerade dabei ihre Website zum fünften Mal zu überarbeiten. Knapp alle drei Jahre wirft sie also ihre liebgewonnene Website über Bord und baut sie zeitgemäß wieder auf. Inhalt und ihre Spezialisierung bleiben gleich, aber sie passt sich an die veränderten Erwartungen an, die Patienten an eine Website haben. Wenig überraschend schafft sie es so, dass ihre Neupatienten im Schnitt nicht älter werden, sondern weiterhin junge Frauen zwischen 18 und 35 Jahren in ihre Praxis kommen und sich zu ihren Spezialthemen beraten lassen. 

Der Kontinuierliche Verbesserungsprozess betrifft aber nicht nur die Website, das ist nur ein Beispiel von vielen. Es könnte genauso gut um die Farbgestaltung Ihrer Praxis gehen oder die Möbel, mit denen Sie sie eingerichtet haben. Schauen Sie sich doch beispielsweise mal an, ob es diesen Einrichtungsstil heute noch zu kaufen gibt – falls nicht, sollten Sie sich Gedanken um eine neue Einrichtung machen.  

 

Und zuletzt betrifft die KVP auch Ihre Mitarbeiter. Denn auch an Ihre Mitarbeiter gewöhnen Sie sich mit der Zeit, doch sie gehen nicht unbedingt mit der Zeit. Überlegen Sie selbst einmal kurz, wie Ihre Mitarbeiter auf Neuerungen in Ihrer Praxis, beispielsweise in Bezug auf neue Prozesse, neue Geräte, neue Verfahren oder die Digitalisierung, reagieren. Freuen sie sich mit Ihnen über den Fortschritt oder sind sie eher ablehnend und wenig motiviert, sich in etwas Neues einzuarbeiten?  

 

Ich weiß, dass das jetzt sehr hart klingt, doch als Unternehmer können Sie so eine ablehnende Haltung nur eine gewisse Zeit lang mitgehen. Denn es ist Ihre Aufgabe, Ihr Unternehmen Arztpraxis auf dem neuesten Stand zu halten und dazu brauchen Sie Mitarbeiter, die die Veränderungen unterstützen.  

 

Das bedeutet ja nicht, dass Sie langjährige Mitarbeiter von einem Tag auf den anderen auf die Straße setzen sollen. Aber Sie können die mangelnde Offenheit gegenüber Veränderung schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt ansprechen und Ihre Mitarbeiter dazu anregen, ihre Einstellung zu überdenken und sich doch einmal mit der Digitalisierung oder modernen Verfahren auseinanderzusetzen. So zeigen Sie, dass Sie sich darüber Gedanken machen und Sie können das Thema ganz langsam in Angriff nehmen.  

 

Es gibt eigentlich nur zwei Möglichkeiten, wie Ihre Mitarbeiter auf diese Hinweise reagieren können. Entweder sie legen doch einen Schalter um, werden offen für die Veränderungen und sind bereit, sich in Neues einzuarbeiten. Oder sie legen diesen Schalter eben nicht um und dann ist es auch absolut legitim, sie darauf hinzuweisen, dass es auf dem Markt vielleicht Stellen gibt, die ihren Bedürfnissen besser entsprechen und sie freundschaftlich dabei zu unterstützen, eine solche Stelle zu finden. Denn auch für Ihre Mitarbeiter ist es ja keine schöne Situation, nach einer langjährigen guten Zusammenarbeit nun immer wieder in Streit mit Ihnen zu geraten, weil die Veränderungen in der Praxis nicht zu ihnen passen.